Schlafmangel macht alt
Ein Schlafentzug von 24 Stunden führt bereits zu einer Gehirnalterung von zwei Jahren. Diese kann aber wieder rückgängig gemacht werden.
Wer hat nicht schon mal eine Nacht durchgemacht? Vielleicht wegen einer sich anbahnenden Abgabefrist, oder auch einfach bei einem sehr unterhaltsamen Networking-Event. Die nun entdeckten Auswirkungen auf das Gehirn sollte allerdings niemand mehr freiwillig in Kauf nehmen. In einer neuen Studie, die im Februar dieses Jahres von einer multinationalen Forschergruppe unter der Leitung von Prof. David Elmenhorst vom Institut für Neurowissenschaften und Medizin des Forschungszentrums Jülich veröffentlicht wurde, zeigt, dass das menschliche Gehirn nach bereits einer Nacht ohne Schlaf bis zu zwei Jahre älter aussieht. Allerdings stellten die Wissenschaftler in weiteren Experimenten auch fest, dass Erholungsschlaf diese Auswirkungen rückgängig macht. „Nach einer Nacht erholsamen Schlafs unterschied sich das Hirnalter nicht mehr vom Ausgangswert. Das Gehirn wurde gewissermaßen verjüngt“, erklärt Elmenhorst.
Nachtruhe ist für die Aufrechterhaltung normaler körperlicher und psychologischer Prozesse beim Menschen unerlässlich. Mit experimentellem Schlafverlust werden die Reaktionen des Gehirns auf Schlafmangel in der Wissenschaft untersucht. Im Rahmen der Studie ließen 134 junge gesunde Teilnehmer ihre Gehirne nach einer schlaflosen Nacht mit Hilfe von Magnetresonanztomographen (MRT) „fotografieren“. Im Schlaflabor des DLR in Köln wurden verschiedene experimentelle Schlafbedingungen untersucht, darunter vollständiger Schlafentzug (mehr als 24 Stunden wach sein), akuter Schlafentzug (drei Stunden Schlaf in einer Nacht) und chronischer partieller Schlafentzug (fünf Stunden Schlaf in fünf aufeinanderfolgenden Nächten). Anschließend konnten die Wissenschaftler das biologische Alter zuverlässig feststellen und mit dem kalendarischen Alter des Probanden vergleichen. Weicht dieses ab, kann es ein Anzeichen beispielsweise auf neurodegenerative Erkrankungen oder in diesem Fall eben eine verminderte Schlafqualität oder sogar Entzug sein. Tatsächlich sah man bei den Probanden mit vollständigem Schlafverlust eine Gehirnalterung von bis zu zwei Jahren.
Im Vergleich dazu hatte sowohl akuter als auch anhaltender partieller Schlafentzug keine Auswirkungen auf das Gehirnalter. „Insgesamt deuten die übereinstimmenden Ergebnisse darauf hin, dass nur der totale Schlafentzug die Hirnmorphologie bei jugendlichen Personen altersähnlich verändert. Erholsamer Schlaf hingegen kehrt diese Veränderungen um“, so Elmenhorst. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass der Schlaf neben seiner täglichen Erholungsfunktion eine wesentliche Rolle bei der Kontrolle der Alterungsprozesse des Gehirns spielen könnte.
Erstmal also ein Nickerchen machen und dann in der aktuellen |transkript-Ausgabe nachlesen, wie Forschungszentren, Pioniere und Investoren dem Altern den Kampf ansagen.